Diagnose Krebs

Wie geht es weiter?

Trotz der sich stets verbessernden Heilungschancen fürchten sich die meisten Menschen vor einer Krebsdiagnose. Für alle Patientinnen und Patienten ist eine solche Nachricht zunächst ein großer Schock, denn sie kann das ganze Leben von heute auf morgen auf den Kopf stellen. Oft ist es ein weiter Weg bis zur Akzeptanz der Erkrankung. In diesem Artikel erfahren Sie, was Betroffene und Angehörige tun können, um die Krebsdiagnose besser zu verarbeiten und die Krankheit gemeinsam zu bewältigen.

Zwei Hände halten gelbe Blume

Coping: Der Weg zur Krankheitsbewältigung

Mit dem Krebs gehen oft nicht nur körperliche und äußerliche Veränderungen einher. Auch eine Wesensveränderung nach einer Krebserkrankung ist normal, da sich der gewohnte Alltag meist neu strukturiert und zu den familiären und beruflichen Verpflichtungen eine Reihe von Arzt- und Behandlungsterminen hinzukommt. Für viele Patientinnen und Patienten ist das gerade zu Beginn sehr überwältigend und kann zu einer Belastungsprobe werden. Doch wenn sich der erste Schock der Diagnose gelegt hat, beginnen die Betroffenen und ihre Angehörigen allmählich damit, sich an diese neue Situation anzupassen und Strategien für sich zu finden, um mit den Herausforderungen der Erkrankung fertigzuwerden. In Fachkreisen wird dieser Prozess der Krankheitsbewältigung auch als „Coping“ bezeichnet (von engl. to cope – dt. zurechtkommen).1

Dabei ist die Art des Umgangs mit der Krankheitssituation von Mensch zu Mensch individuell und hängt meist auch von der Diagnose und dem Grad der Erkrankung ab. Es ist daher ganz normal, dass es dem einen leichter fällt als dem anderen, sich mit dem Krebs und damit einhergehenden Ängsten und Emotionen auseinanderzusetzen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um Ihre Diagnose zu verarbeiten. Gerade jetzt ist es wichtig, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und sich auf Dinge zu konzentrieren, die Ihnen guttun. Vielleicht möchten Sie mehr mit Familie und Freunden unternehmen, vielleicht möchten Sie aber auch eine Weile für sich sein und Ihre Gedanken in Ruhe sammeln. Seien Sie ehrlich zu sich und Ihren Angehörigen und scheuen Sie auch nicht davor zurück, um Unterstützung bei der Bewältigung der Krebserkrankung zu bitten. In unserem Artikel haben wir Ihnen einige Tipps zusammengestellt, die dazu ermutigen sollen, das Thema Krebs aktiv im eigenen Umfeld anzusprechen und Bedürfnisse, aber auch Grenzen zu formulieren.

 

Mann steht auf einem Gipfel und blickt in den Sonnenuntergang

Tröstende Worte bei Krebserkrankung: Positive Haltung nicht erzwingen

Fällt den Patientinnen und Patienten der Umgang mit der Krebsdiagnose schwer, erhalten sie oft Tipps wie: „Denk doch einfach mal positiv, dann wird gleich alles besser.“ Alle Betroffenen wissen jedoch, dass dies leichter gesagt als getan ist. Viele Menschen mit Krebs fühlen sich durch solche wohlgemeinten Ratschläge nur zusätzlich unter Druck gesetzt, wenn es ihnen nicht gelingt, eine optimistische Haltung anzunehmen.2 Manchmal sind es kleine Sätze oder einfache Fragen wie „Wie geht’s dir?“ oder „Wie kann ich dich unterstützen?“, die den Betroffenen Trost spenden und auf einfühlsame Weise zeigen können, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten nicht allein sind.

Auch muss sich nicht jede Patientin oder jeder Patient gleich als „Kämpfer“ bezeichnen, wenn er oder sie sich damit nicht wohlfühlt.3 Eine solche Einstellung kann nicht erzwungen werden. Laut dem Krebsinformationsdienst konnten Studien zudem bislang nicht nachweisen, dass sich eine bestimmte mentale Haltung positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken kann.2 Wählen Sie als Betroffener den Weg, der sich für Sie richtig anfühlt und der Ihnen dazu verhilft, die Krankheit zu bewältigen.

Mit der Angst vor der Krebsdiagnose und -erkrankung zurechtkommen

Erhält man vom behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin die Nachricht über eine vorliegende Krebserkrankung, so ist Angst eine verständliche Reaktion. Eine Krebsdiagnose kann die Psyche enorm beeinflussen, da sie die meisten Patientinnen und Patienten mit einem Gefühl von Unsicherheit zurücklässt. Gerade zu Beginn können die Betroffenen nicht einschätzen, was auf sie zukommt und wie die Krankheit oder die Behandlungen verlaufen werden. Oft stellen sie sich auch die Frage: Was ist, wenn ich nie wieder gesund werde? In einem Interview verrät uns der Psy­cho­­­­onko­loge Alf
von Kries
: „Es kann hel­fen, zu reflektieren, wie man damals mit einer schockierenden Nachricht umgegangen ist und wie man das auf die aktuelle Situation übertragen kann.“ Bestimmt haben Sie in der Vergangenheit schon mal eine körperliche oder seelische Krise gemeistert. Erinnern Sie sich daran, was Ihnen dabei geholfen hat, durch diese Zeit zu kommen und die Angst zu bewältigen. Vielleicht können Sie nun erneut auf diese Ressourcen zurückgreifen.

Die Deutsche Krebsgesellschaft4 gibt folgende Ratschläge für die Bewältigung der Angst:

  • Akzeptieren Sie Ihre Angst als berechtigte Antwort Ihres Körpers auf eine solche Diagnose und versuchen sie zu lokalisieren, wovor genau sie sich fürchten.
  • Setzen Sie sich näher mit der Erkrankung und den Therapiemöglichkeiten auseinander. Die Ursache von Angst liegt oft darin begründet, dass die Patientinnen und Patienten unzureichend über die Krankheit informiert sind und daher nicht einschätzen können, was die Diagnose für sie und ihren Alltag bedeutet. Holen Sie sich medizinischen Rat und eventuell auch eine zweite oder dritte Meinung ein, wenn Sie das Gefühl haben, nicht genügend Informationen von ihrem behandelnden Arzt oder ihrer behandelnden Ärztin erhalten zu haben.
  • Holen Sie sich die Hilfe aus Ihrem Umfeld, die Sie benötigen.
  • Suchen Sie sich Gleichgesinnte. Das kann z.B. in Therapie- und Selbsthilfegruppen, in Internetforen oder auch in un­serer Facebook-Community sein. Der Austausch mit anderen Personen, die das gleiche durchmachen oder durchgemacht haben wie Sie, kann bei der Krankheitsbewältigung sehr hilfreich sein.
  • Verschiedene Entspannungstechniken wie Qigong, Tai-Chi, Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung können Ihnen dabei helfen, besser mit Sorgen und Schmerzen durch den Krebs oder die Behandlung umzugehen. In unserem Artikel stellen wir Ihnen einige der gängigsten Methoden vor.

 

Zwei Personen halten Hände

Hilfe für Angehörige

Auch für die Familie und den Freundeskreis kann es sehr schwer sein, mit der Krebserkrankung einer ihnen nahestehenden Person zurechtzukommen. Oftmals stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund, um die Krebspatientin oder den Krebspatienten zu entlasten. Doch um eine Stütze für die Betroffenen sein zu können, sollten die Angehörigen auch auf ihr eigenes Wohl achten. Nach einer Krebsdiagnose ziehen sich manche Partnerinnen und Partner sogar zurück – manchmal aus Unsicherheit gegenüber dem Umgang mit der Situation, manchmal aber auch aus Überforderung oder dem Wunsch heraus, sich selbst zu schützen. Die Betroffenen fühlen sich dadurch jedoch oft im Stich gelassen, was eine zusätzliche emotionale Belastung zur Folge hat.

In solchen Fällen können Psychoonkologinnen und -onkologen sowohl den Erkrankten als auch den Angehörigen dabei helfen, Sorgen und Ängste besser zu verarbeiten und Konfliktsituationen aufzulösen. Bei der Klärung von sozialrechtlichen und finanziellen Fragen unterstützen die psychosozialen Krebsberatungsstellen der Landeskrebsgesellschaften. Dies kann z.B. sinnvoll sein, wenn sich abzeichnet, dass die Krebspatientin oder der Krebspatient während der Behandlung keiner Vollzeittätigkeit mehr nachgehen kann und die Familie dadurch auf finanzielle Hilfe angewiesen ist.5 Eine Übersicht über verschiedene Anlaufstellen mit kostenfreien Beratungsangeboten finden Sie hier.

  1. https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/krankheitsbewaeltigung/8287
  2. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/bewaeltigung.php
  3. https://www.krebshilfe.net/beratung-hilfe/leben-mit-krebs/umgang-mit-diagnose-angst-veraendertem-aussehen#c1130
  4. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/alltag-mit-krebs/umgang-mit-der-diagnose-krebs.html
  5. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/aktuelle-themen-2018/was-kann-ich-selbst-fuer-mich-tun-5-tipps-fuer-angehoerige-von-krebskra.html

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