Urlaub bei Krebs: So planen Sie richtig
Was Sie beachten sollten
Für die meisten Menschen bedeutet Urlaub Erholung und Ablenkung. Viele sehnen sich nach einem Tapetenwechsel und möchten dem Alltag zu Hause entfliehen. Auch Krebspatient:innen hilft ein Urlaub, die Seele baumeln zu lassen oder Kraft zu tanken. Doch wann darf man nach einer Chemotherapie wieder in die Sonne? Und darf man mit Krebs fliegen? Im Folgenden möchten wir erklären, was Sie dabei beachten und welche Vorkehrungen Sie treffen sollten.
Warum Urlaub bei Krebs guttut: Positive Effekte auf Körper und Geist
Urlaub wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus. Das bestätigt eine Studie der Arbeits- und Organisationspsychologin Dr. Jessica de Bloom.1 Reisende erholen sich vom stressigen Alltag, kommen wieder zu Kräften und tanken Energie für kommende Strapazen. Einige Aktivitäten im Urlaub fördern sogar die Gesundheit. So wirkt sich beispielsweise die Bewegung in der Natur besonders positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.2 Die reine, salzige Luft am Meer dagegen kann Atemwegserkrankungen und Hautprobleme lindern.3 Bereits kurze Momente in der Sonne sorgen für die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin.4 Die Natur – unabhängig davon, ob Wasser, die Berge oder einfach die Weite des Himmels – wirkt heilsam und entspannt die Psyche.5
Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön, gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben.
Kurt Tucholsky
Erholung nach Strahlentherapie oder Chemo
Insbesondere nach einer Krebsbehandlung sehnen sich viele Betroffene nach einer Reise. Schließlich ist eine Krebstherapie nicht nur körperlich sehr anstrengend, sondern wirkt sich auch auf die psychische Verfassung der Patient:innen aus. Meist liegen mehrere Monate mit zahlreichen Arztterminen, vielen Sorgen und Unsicherheiten und möglicherweise auch Krankenhausaufenthalten hinter den Betroffenen. Urlaub ist für Krebspatient:innen daher eine Möglichkeit zur Erholung von den Strapazen durch eine Strahlentherapie oder durch eine Chemo. Vielen Menschen tut auch der Tapetenwechsel und die kurzzeitige Ablenkung vom Alltag mit Krebs gut. Ob und wie eine Reise bei laufender oder abgeschlossener Krebsbehandlung für Sie infrage kommt, hängt jedoch von einigen Faktoren ab, die im Folgenden noch weiter beleuchtet werden.
Wann können Krebspatient:innen in den Urlaub fahren?
Ob und wann Urlaub nach einer Krebserkrankung oder auch während einer aktiven Erkrankung möglich ist, ist grundsätzlich vom Stadium der Behandlung und dem persönlichen Zustand der Betroffenen abhängig. Allgemein ist Urlaub für Krebspatient:innen jedoch nicht ausgeschlossen. Unabhängig davon, ob die Reise vor, während oder nach einer Therapie stattfinden soll: Wichtig ist letztlich, dass Sie Ihre Situation mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin besprechen. Er oder sie kann am besten einschätzen, wie reisefähig Sie sind und klärt Sie über notwendige Maßnahmen auf. Darüber hinaus hilft er oder sie Ihnen bei der Wahl eines geeigneten Reiseziels und berät Sie zur medizinischen Versorgung vor Ort. Das hilft Ihnen, sorgenfrei in den Urlaub zu fahren.
Grundsätzlich sollten Reisende mit dem Arzt oder der Ärztin auch immer über mögliche Maßnahmen bei der Medikamenteneinnahme und Vorkehrungen bei Nebenwirkungen sprechen. Möglicherweise können vor der Reise noch Impfungen durchgeführt werden, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Auch dies muss jedoch ärztlich besprochen sein und an die gesundheitliche Verfassung des Betroffenen angepasst werden.
Am Ende interessiert es niemanden, wie viel Geld wir verdient haben, welches Haus wir haben oder welches Auto wir fahren. Am Ende des Lebens zählen nur die Momente, in denen wir glücklich waren.
Unbekannt
Welches Transportmittel eignet sich am besten bei Krebs?
Der gesundheitliche Zustand einer an Krebs erkrankten Person gibt nicht nur das Reiseziel, sondern auch das Transportmittel vor. Gerade in Bezug auf Flugreisen fragen sich viele Patient:innen: Darf man mit Krebs fliegen? Und ist fliegen nach einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie überhaupt möglich? Grundsätzlich ist dies nicht ausgeschlossen – doch auch hier gilt wieder: Dies ist abhängig von Ihrem Gesundheitszustand und der Empfehlung Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin. Wenn Sie sich gerade in einer kräftezehrenden Therapie befinden, ist ein langer Flug womöglich zu anstrengend für Sie.
Darüber hinaus schwächen einige Krebstherapien das Immunsystem und somit ist das Risiko von Keimen in vollen, geschlossenen Räumen für die Patient:innen höher. Anders kann es nach dem Abschluss einer Behandlung aussehen: Wenn Sie sich fit fühlen, spricht in der Regel nichts dagegen zu fliegen. Lediglich nach einer größeren Operation, etwa im Bauchraum, Brustkorb oder am Schädel sollten Betroffene mindestens vier Wochen warten, bevor sie in den Flieger steigen. Auch Patient:innen mit Hirntumoren sollten unbedingt überprüfen lassen, ob eine Flugtauglichkeit vorliegt.6
Thrombose und Krebs: Darauf können Sie achten
Das Risiko für eine Thrombose ist bei Krebs im Allgemeinen besonders hoch. Anstrengende Reisen und langes Sitzen können daher zu Komplikationen führen. Ist der Arzt oder die Ärztin mit Ihrer Flugreise einverstanden, können Sie einer Thrombose am besten mit Bewegung vorbeugen. Versuchen Sie mehrmals aufzustehen und im Gang des Flugzeuges ein paar Schritte zu laufen. Ziehen Sie im Sitzen gerne Ihre Schuhe aus, sodass Sie immer wieder Ihre Zehen und Füße bewegen können. Vermeiden Sie es mit übereinandergeschlagenen Beinen zu sitzen und achten Sie darauf, viel Flüssigkeit in Form von Wasser zu sich zu nehmen. Zusätzlich können Sie spezielle Thrombosestrümpfe tragen, die die Durchblutung fördern.
Planen Sie außerdem am Tag der Abreise ausreichend Zeit am Flughafen ein. So lässt sich Stress vermeiden. Einige Flughäfen und Fluggesellschaften bieten auch medizinische Dienste an, falls Sie vor Ort Unterstützung benötigen oder sich im Vorfeld beraten lassen möchten.
Fällt die Entscheidung auf die Fahrt mit dem Auto, helfen Beinübungen oder Kompressionsstrümpfe dem Thromboserisiko bei langem Sitzen vorzubeugen. Regelmäßige Pausen mit Bewegung an der frischen Luft bringen den Kreislauf in Schwung. Je nach körperlichem und seelischem Zustand sollten Sie möglicherweise nicht selbst ans Steuer. Weil auch Ihre Medikamente Einfluss auf Ihre Fahrtüchtigkeit haben können, sollten Sie sich in jedem Fall vorher bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über mögliche Risiken informieren.7
Stehen Sie auch in der Bahn regelmäßig auf und bewegen Sie Beine und Füße, um einer Thrombose vorzubeugen. Da es in Zügen oft voller wird als gedacht, sollten Sie unbedingt rechtzeitig einen Sitzplatz reservieren. Bedenken Sie auch, dass Ihr Immunsystem durch eventuelle Behandlungen stark angeschlagen sein kann.8 Allgemeine Hygieneregeln, etwa regelmäßiges Händewaschen, sollten deswegen immer befolgt werden.
Medikamente vorbereiten
Neben allen Arztgesprächen sollten Sie auch Ihre Medikamenteneinnahme rechtzeitig planen. Dabei sollten Sie darauf achten, alle notwendigen Medikamente in ausreichender Menge einzupacken. Sie gehören zusammen mit dem Beipackzettel und Rezepten ins Handgepäck. Bei Flugreisen muss im Vorhinein abgeklärt werden, ob Ihre spezifischen Medikamente mitgeführt werden dürfen. Ist dies nicht der Fall oder sind Sie sich unsicher, kann Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin die Mitnahme mit einer Bescheinigung genehmigen. Auch bei der Krankenversicherung holen Sie sich möglichst im Vorfeld Informationen über Versicherungsschutz und Behandlungskosten im Ausland ein. Für den Fall der Fälle sollten Sie ein Dokument bei sich haben, aus dem Diagnose, Therapie und Kontaktdaten des Arztes oder der Ärztin hervorgehen. Vergessen Sie auf keinen Fall Ihre Krankenversichertenkarte mitzunehmen.
Vorsicht bei Bestrahlung oder Chemo und Sonne
Insbesondere bei einem Sommerurlaub sollte Vorsicht gewahrt werden. Während oder direkt nach einer Strahlen- oder Chemotherapie sollte Sonne gemieden werden, da die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlung reagiert. Wann Sie wieder in die Sonne dürfen, sollten Sie daher unbedingt ärztlich abklären lassen. So kann der Aufenthalt in der Sonne besonders nach einer Strahlentherapie zu einer verschlechterten Wundheilung, zur Ausbreitung von Entzündungen oder zu einem Sonnenbrand führen, der in der Regel schwerer verläuft als bei nicht bestrahlter Haut.9 Auch das Hautkrebsrisiko steigt langfristig durch die UV-Strahlung.10 Patient:innen sollten sich deshalb gut vor starker Hitze und den Sonnenstrahlen schützen und schattige Plätze bevorzugen. Vermeiden Sie Ausflüge in der heißen Mittagssonne, vor allem in der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr, verwenden Sie eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, bedecken Sie die Haut mit weiter und luftiger Kleidung und tragen Sie eine Kopfbedeckung.10
Lesen Sie außerdem: Weitere Tipps zum richtigen Sonnenschutz.
Das Wichtigste ist, dass Sie den Urlaub genießen. In keinem Fall sollten Sie etwas erzwingen oder sich zu sehr stressen, denn der Urlaub soll Ihnen in erster Linie guttun!
Damit Sie bei der Planung Ihrer Reise nichts vergessen, haben wir zur Übersicht eine Liste vorbereitet. Wenn Sie all diese Punkte abgehakt haben, kann der Urlaub beginnen!
To-Do vor der Reise:
- Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin führen
- Wenn nötig Impfungen auffrischen
- Informationen über medizinische Einrichtungen, Medikamente und Behandlungen im Ausland einholen
- Informationen über Versicherungsschutz im Ausland einholen
- Evtl. mit medizinischem Dienst der Fluggesellschaft sprechen und Unterstützung anfragen
Checkliste beim Koffer packen:
- Medikamente (ausreichend), Rezepte und Beipackzettel ins HANDGEPÄCK
- Dokument mit Diagnose, Therapie und den Kontaktdaten des Arztes
- Krankenversicherungskarte
- Hoher und zuverlässiger Sonnenschutz
Wir wünschen Ihnen einen wunderschönen Urlaub und eine unvergessliche Zeit!
- https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/richtig-erholen-lieber-haeufiger-urlaub-machen-als-laenger/9450850.html
- http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/waldspaziergaenge-warum-sie-fuer-koerper-und-geist-gesund-sind-a-952492.html
- https://www.apotheken-umschau.de/Natur/Reizklima-Warum-Meeresluft-gesund-ist-220231.html
- http://www.wissen-gesundheit.de/Aktuelles/Tipp-des-Tages/10680--Die-Sonne-und-das-Glueckshormon
- https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/richtig-erholen-lieber-haeufiger-urlaub-machen-als-laenger/9450850.html
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/alltag-mit-krebs/als-krebspatient-in-den-urlaub.html
- https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/mobil-sein-auto-fahren-als-krebspatient.php#inhalt10
- https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/mobil-sein-auto-fahren-als-krebspatient.php#inhalt10
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2014-07/krebs-sommerurlaub-nach-chemo-und-bestrahlung/
- https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2014/news38.php