Umgang mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust

Ernährung bei Krebs

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. An dieser Weisheit ist Wahres dran. Kein Wunder also, dass das Thema Ernährung für Krebspatienten immer wichtiger wird. Ein guter Ernährungszustand kann eine Krebstherapie positiv beeinflussen.1 Aber bei dem Fokus auf die Nahrung dürfen die Seele und das persönliche Wohlbefinden nicht zu kurz kommen. Wir klären mit ketogener Ernährung & Co. bei Krebs auf und geben Tipps, wie Sie sich die Lust am Essen bewahren und Ernährung als das nutzen können, was sie ist: eine Energie- und Kraftquelle für Körper und Geist!

Ein roter Apfel mit einem Herz

Gewichtsverlust durch Krebs

Essen und Trinken bilden die Grundlage für die körperliche, aber auch die geistige Leistungsfähigkeit. Wer richtig und ausgewogen isst, fühlt sich besser und hat mehr Kraft. Das kann helfen, Sie für Ihre Krebstherapie zu stärken.1 Oft beeinträchtigen Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen der Krebstherapie jedoch die tägliche Ernährung sehr. Bei manchen Krebstherapien treten vorzeitiges Sättigungsgefühl, Geschmacksveränderungen, Übelkeit, Durchfall oder Mundentzündungen auf.2 Eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährung kann bei diesen Beschwerden erschwert werden. Einige Patienten verlieren daher ungewollt Gewicht. Sollte das auch auf Sie zutreffen, finden Sie erstmal gemeinsam mit Ihrem Arzt die Ursache für den Gewichtsverlust und einer möglichen Mangelernährung heraus. 1 Im nächsten Schritt können Sie einige Empfehlungen beachten, die auch anderen Betroffenen geholfen haben. Mehr dazu hier.

Lebensmittel gegen Krebs

Vor allem während der Behandlung können Energie- und Antriebslosigkeit den Alltag erschweren und die eigenen Kräfte auf eine Probe stellen. Der Grund hierfür liegt u.a. in einem erhöhten Bedarf an Energie und Nährstoffen durch den Tumor.3 Umso wichtiger ist es für Sie, einen gesunden Lebensstil zu verfolgen mit einer Ernährung, die Ihren Bedarf auch tatsächlich deckt.4 Wie eine ausgewogene Ernährung für Krebspatienten aussehen kann und welche Lebensmittel für Krebspatienten besonders günstig sind, haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Umgang mit Appetitlosigkeit

Diese Empfehlungen können schnell mal in Vergessenheit geraten. Viele kennen folgendes Verhalten: Bei schlechter Laune vergeht der Appetit, während schöne Momente durch ein Stück Kuchen in Gemeinschaft noch schöner werden. Essen ist heutzutage oft mehr als bloße Energieaufnahme. Es trägt wesentlich zur Lebensqualität und dem seelischen Wohlbefinden bei.1 Bei Ängsten und Sorgen rund um die Krebstherapie leidet also nicht nur Ihre Seele, sondern oftmals auch Ihr Appetit und damit Ihre Ernährung. Mit der emotionalen Belastung kann es manchen Patienten schwerfallen, sich ausgewogen zu ernähren und sich die Freude am Essen zu bewahren. Bei Appetitlosigkeit können schon kleine Mittel helfen. Im Folgenden stellen wir Ihnen diese näher vor:

  • Den Druck am Esstisch nehmen
  • Den Genuss am Essen zurückgewinnen
  • Ein Ernährungstagebuch führen
  • Eine qualifizierte Ernährungsberatung einbeziehen
  • Mit Sport zu mehr Appetit gelangen
  • Intuitiver sein und achtsam essen

Den Druck am Esstisch nehmen

Um wieder mehr Appetit zu verspüren, kann es Ihnen helfen, den Fokus weg vom Essen zu lenken und sich den eigenen und sozialen Druck zu nehmen!5 Haben Sie keine Befürchtungen, etwas falsch zu machen oder langfristig den Genuss am Essen zu verlieren. Sie müssen auch nicht verunsichert sein, wenn gemeinsame Essenszeiten mit Angehörigen momentan die Ausnahme sind, weil Sie Speisen nicht vertragen. Wenn Sie das Gefühl haben, jemanden damit zu enttäuschen, lassen Sie sich Ihre Portion lieber einfrieren. Denn es werden wieder Tage kommen, an denen Sie sich besser fühlen. Haben Sie Geduld mit sich. Sie können jederzeit gemeinsam mit Ihrem Arzt eine künstliche Ernährung als Ergänzung in Betracht ziehen, wenn Sie sich über die eigene Ernährung nicht ausreichend versorgen können.1 Auch hilft es, sich keine Ziele zu setzen, die Sie nicht erreichen können. Tipps zur erfolgreichen Zielformulierung haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

Eine Frau am gedeckten Esstisch, die von einem Teller mit Messer und Gabel isst

Den Genuss am Essen zurückgewinnen

Um bei Appetitlosigkeit den Genuss am Essen zurückzugewinnen, haben sich für einige Patienten folgende Tipps bewährt:

  • Kleine Mahlzeiten essen. Hervorragend eignen sich auch hochkalorische Snacks wie Käsewürfel, Nüsse, Oliven.4
  • Auf riechende Lebensmittel verzichten sowie ausreichend Lüften vor dem Essen.1
  • Gerichte kalt essen bei Geruchsempfindlichkeit.
  • Eine entspannte Atmosphäre schaffen.
  • Essen schön auf dem Teller anrichten, denn das Auge isst mit.1

Ein Ernährungstagebuch führen

Um herauszufinden, welche Lebensmittel oder Tipps Ihren Appetit anregen, kann ein Ernährungstagebuch Aufschluss geben.6 Dort tragen Sie all das ein, was Sie gegessen und getrunken haben, zu welcher Uhrzeit und ob diese Lebensmittel Ihnen besonders gut bekommen sind bzw. Beschwerden bereitet haben. Markieren Sie dort auch die Lebensmittel, die Sie gerne mögen. Eine Vorlage bietet z. B. die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Hier gelangen Sie zum kostenlosen Download. Über einen gewissen Zeitraum konsequent ausgefüllt, kann Ihr Arzt diese Informationen nutzen, um eine Ernährungsweise zu finden, die Sie während der Krebstherapie optimal unterstützt.

Eine Hand, die mit einem Stift in ein Buch schreibt, das auf dem Tisch liegt

Eine qualifizierte Ernährungsberatung einbeziehen

Für eine Ernährungstherapie, die speziell auf Sie und Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist und Ihren Appetit stärkt, können Sie auch auf eine qualifizierte Ernährungsberatung zurückgreifen.1 Viele Krankenkassen übernehmen einen Großteil der Kosten. Vor allem, wenn Sie unter unerwünschten Nebenwirkungen Ihrer Krebserkrankung leiden, sollten Sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Da der Begriff Ernährungsberater jedoch gesetzlich nicht geschützt ist, sollten Sie einen Berater wählen, der eine qualifizierte staatlich anerkannte Ausbildung oder Zusatzqualifikation hat. Informieren Sie sich dazu bei Ihrem Arzt und Ihrer Krankenkasse.

Mit Sport zu mehr Appetit gelangen

Frische Luft und Bewegung können Ihren Appetit ebenfalls anregen.1 Machen Sie doch z.B. einen kleinen Spaziergang oder eine kleine Fahrradtour. Wenn Ihnen das guttut, können Sie die Bewegung in Ihrem Alltag langsam steigern. Körper, Psyche und die sozialen Kompetenzen profitieren von einem individuellen Trainingsprogramm.7 Wie Sie Ihren Krankheitsverlauf mit Bewegung positiv beeinflussen können, erfahren Sie hier.

Intuitiver sein und achtsam essen

Fragen Sie sich, worauf Sie Lust haben und essen Sie das, was Ihnen schmeckt und womit Sie sich wohlfühlen - solange dies nicht zu einer Mangelernährung führt.3 Das muss nicht immer Obst und Gemüse sein oder etwas, das Ihnen eine bestimmte „Krebsdiät“ vorschreibt. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl und überfordern Sie sich nicht! Um den eigenen Körper besser wahrzunehmen, kann auch ein Achtsamkeitstraining hilfreich sein. Mehr Informationen dazu sind hier für Sie zusammengefasst. Ihr Appetit kann zudem auch abhängig von der Tageszeit sein. Wenn Sie morgens am meisten Hunger haben, dann gönnen Sie sich ein ausgiebiges Frühstück und schaffen Sie sich damit eine gute Basis für den Tag.4

Ein Teller angerichtet mit Avocado, Süßkartoffeln, Kicherersen, Tomate, Salat, Paprika, Rotkraut

 

Sofern Sie nicht auf bestimmte Lebensmittel verzichten müssen, können Sie Ihre Ernährung so gestalten, wie Sie es möchten. Mit einer Ernährung, die Ihnen guttut, können Sie für sich selbst sorgen und damit aktiv zu Ihrer Genesung beitragen.1 Nutzen Sie dieses bestärkende Gefühl zu Ihrem Vorteil und sagen Sie der Appetitlosigkeit mit Lebensmitteln, die Ihnen schmecken, den Kampf an. Informieren Sie sich am besten bei Ihrem Arzt über eine auf Sie zugeschnittene Ernährung, die Ihre Vorlieben und Abneigungen berücksichtigt und Ihre Beschwerden lindert. Auf lange Sicht können sich damit Erfolge erzielen lassen:1

  • Verbessertes Allgemeinbefinden
  • Verbesserte Lebensqualität
  • Begrenzte Gefahr einer Mangelernährung
  • Aufrechterhaltung der körpereigenen Abwehrkräfte
  • Stabilisiertes Körpergewicht
  • Verminderte Nebenwirkungen
  • Genussempfinden sowie Freude am Essen

Ketogene Ernährung bei Krebs als Ausweg?

Schon seit jeher gibt es Therapeuten, die versuchen, Krebs mit speziellen Krebsdiäten wie die "Ketogene Diät“ oder die „Low Carb Diät“ positiv zu beeinflussen. Die Befolgung eines strikten Ernährungsplans, der ausschließlich „gute“ Lebensmittel beinhaltet, vermittelt ein Gefühl von Kontrolle, in einer Zeit, in der sich beruflich und privat einiges verändert.5 Die Wirksamkeit von Krebsdiäten ist jedoch wissenschaftlich nicht bestätigt.6 Ärzte und Ernährungswissenschaftler warnen zudem vor der Einseitigkeit solcher Diäten.8 Die Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Lebensmittel führt dazu, dass der Speiseplan nur noch wenige ausgewählte Zutaten erlaubt. Dadurch können Mangelerscheinungen durch Nährstoffdefizite auftreten genauso wie Gewichtsverluste.6 In diesem Zustand können Sie den Verlauf Ihrer Krebstherapie nicht optimal unterstützen. Jeder Diät- oder Mahlzeitenplan sollte daher dringend vorher mit Ihrem Arzt besprochen werden.

Helfen Sie mit, Ihre Krankheit aktiv zu bekämpfen. Die Ernährung bietet Ihnen hierzu eine gute Chance. Mit einer bewussten Auswahl Ihrer Lebensmittel geben Sie Ihrem Körper die Energie und die „Bausteine“, die er benötigt, um den Kampf mit dem Krebs gezielt anzugehen.

Wichtige Links und Anlaufstellen

  1. Ernährung bei Krebs; Antworten. Hilfen. Perspektiven; Stiftung Deutsche Krebshilfe; Stand 1/2020; Abrufbar unter: https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Ernaehrung-bei-Krebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf.
  2. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/bewusst-leben/basis-informationen-krebs-bewusst-leben-ernaehrung/mangelernaehrung-.html, zuletzt abgerufen am 11.03.20.
  3. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/ernaehrung/ernaehrung-gewichtsverlust.php, zuletzt abgerufen am 11.03.20.
  4. Kerschbaum et al. 2019; ERNÄHRUNGS UMSCHAU 2019; 12: M734-742; Abrufbar unter: https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/11-12-2019-ernaehrungsberatung-von-onkologischen-patienten-praktische-empfehlungen/.
  5. https://www.zeit.de/2019/22/krebspatienten-ernaehrung-aengste-appetit-selbstfuersorge, zuletzt abgerufen am 11.03.20.
  6. Vgl. hierzu und im Folgenden: Ernährung und Krebs. Tipps für Betroffene und Angehörige. Niedersächsische Krebsgesellschaft e.V. Januar 2013. Abrufbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/service/broschueren/broschueren-zum-thema-ernaehrung-bei-krebs.html.
  7. Lemanne D., Cassileth B., Gubili J. The role of physical activity in cancer prevention, treatment, recovery, and survivorship. Oncology. 2013 Jun; 27(6):580-5.
  8. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/ernaehrung/ernaehrung-diaeten.php, zuletzt abgerufen am 11.03.20.

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