Aktiv trotz Krebs

Welche Sportart ist die richtige für mich?

Wie in unserem letzten Sportpost berichtet wurde, haben Sport und Bewegung einen positiven Einfluss auf Körper und Geist. Deshalb lohnt es sich aktiv zu werden! Dabei steht Ihnen eine Vielzahl von Angeboten zur Verfügung. Eine Sportart zu finden, die zu Ihnen passt, kann eine richtige Herausforderung werden. Um Sie zu inspirieren, haben wir für Sie im Folgenden einige Sportarten zusammengestellt, die vielversprechende Auswirkungen auf den Körper haben können. 

Bergsteigerin steht am Gipfel

 

Bevor Sie mit Ihrem Sportprogramm anfangen, empfehlen wir Ihnen dringend, eine diagnostische Untersuchung durchführen zu lassen. Diese gibt Ihnen Auskunft über Ihre aktuelle körperliche Leistungsfähigkeit und Sporttauglichkeit. Auf dieser Grundlage kann Ihnen Ihr Arzt eine maßgeschneiderte Bewegungstherapie empfehlen. Nach dem Gespräch mit Ihrem Arzt können Sie aktiv werden. Als Orientierung für den Start: Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt moderate Bewegung dreimal pro Woche für jeweils eine Stunde. Dabei sollten Sie darauf achten, immer genügend zu trinken.

Ideen für mehr Bewegung

Wenn man an Training denkt, kommt vielen sofort das klassische Workout mit Gewichten in einem Fitnessstudio in den Sinn. Diese Aussicht kann Patienten oftmals einschüchtern. Machen Sie sich keine Sorgen, denn neben dem Fitnessstudio gibt es eine große Auswahl an Sportarten, die Sie ausprobieren können.

Im Sommer gibt es viele spannende Outdoor-Sportarten:

  • Wie wäre es beispielsweise mit einer Wanderung in den Bergen?
  • Oder mit einem Spaziergang am frühen Morgen?
  • In letzter Zeit entstehen auch viele Outdoor-Workout-Sessions wie Early-Morning-Yoga, die Sie ausprobieren können.
  • Wenn Sie eine Wasserratte sind, wären Wassersportarten wie Stand-Up Paddling oder Kanufahren vielleicht etwas für Sie.
  • Viele Patienten mögen auch Inline-Skating, da es die Gelenke schont, Spaß macht und die allgemeine Fitness steigert.

Im Winter, wenn es draußen kalt ist, bevorzugen viele Menschen Indoor-Aktivitäten:

  • Im Fitnessstudio können Sie mit "sanften" Bewegungen beginnen, zum Beispiel auf dem Laufband.
  • Oder Sie probieren Kurse aus, die sie interessieren.
  • Wenn Sie es vorziehen, zu Hause zu trainieren, gibt es eine Vielzahl von Optionen im Internet: YouTube-Videos und spezielle Online-Fitness-Studios können eine Inspiration und niedrigschwellige Einführung an regelmäßiges Training sein.
  • Für alle, die Schnee und Natur lieben, könnten Skilanglauf, Schlitten fahren oder vorsichtiges Eislaufen angenehme Alternativen sein.

Grundsätzlich ist es dabei nicht möglich, Sportarten zu nennen, die Patienten auf keinen Fall ausführen dürfen. Wichtig ist vor allem, dass Betroffene eine Aktivität finden, die ihrer Leistungsfähigkeit entspricht und Spaß macht.

Langsam aber sicher zum Ziel

Alle Bewegungen, welche die körperliche Leistungsfähigkeit gezielt und geplant unterstützen, bezeichnet man als Training. Es gibt fünf Hauptmotoren, die durch Übung verbessert werden können: Ausdauer, Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Geschwindigkeit. Letzteres hat bei der Rehabilitation von Krebspatienten keine wichtige Rolle inne, da plötzliche Bewegungen das Verletzungsrisiko erhöhen. Wir werden diese Aktivitäten und ihre Auswirkungen im Folgenden vorstellen und hoffen, dass Sie etwas finden, das Sie genießen könnten.

Ausdauersport bei Krebs

Joggerin beim Sonnenuntergang

Ausdauertraining spielt in der Rehabilitation von Krebspatienten eine zentrale Rolle1, da es hilft, das Immunsystem zu stärken und die allgemeine Fitness zu verbessern. Es wird empfohlen, einen individuellen Trainingsplan zu entwickeln und je nach Intensität zwischen 75 und 150 Minuten pro Woche zu trainieren – Laufen und Training auf dem Fahrradergometer sind zwei Beispiele, die Sie in ihren Trainingsplan aufnehmen können. Je nach Pensum und ärztlicher Empfehlung ist für jeden Patienten individuell zu entscheiden, in welcher Intensität er diese Sportarten ausführen sollte. Ausdauertraining übt einen positiven Einfluss auf die Psyche und den gesamten Körper aus: Es stärkt das Herz-, Gefäß- und Atmungssystem, das neurohormonale System, die Skelettmuskulatur, Knochen und Knorpel, Sehnen und Bänder.

Als Ausdauertraining werden Aktivitäten wie

  • Nordic Walking
  • Wandern
  • Schwimmen sowie
  • Radfahren

von Wissenschaftlern empfohlen.2 Sie können leicht in den Alltag integriert werden. 

Ausdauertraining wird bei allen Krebsarten empfohlen, doch gerade Patienten mit Darmkrebs oder Magenkrebs können besonders profitieren. Durch das Training wird die Körperwahrnehmung gefördert, die Rumpf- und Rückenmuskulatur aufgebaut und speziell die Bauchmuskulatur gedehnt. Sie sollten jedoch erst mit dem Sport beginnen, wenn die Operationsnarben vollständig abgeheilt sind. Schwimmen ist zum Beispiel nicht geeignet, wenn die Narben noch nicht geheilt sind. Auch Radfahren könnte für Männer kurz nach der Prostataentfernung schwierig sein.

Kraftsport bei Krebs

Zwei Frauen beim Krafttraining

Kraftsport wird oft mit Männlichkeit assoziiert – tatsächlich sollte diese Sportart allerdings nicht geschlechtsabhängig sein. Denn es geht hier weniger darum, schwere Gewichte zu stemmen und vielmehr darum, seinen Körper in Form zu bringen: Viele Krebspatienten, unabhängig ob Mann oder Frau, bauen während einer Krebsbehandlung Muskelmasse ab. Der Grund: Sie können sich nicht mehr so viel bewegen wie vorher. Um die geschwächten Muskeln neu aufzubauen ist ein regelmäßiges, kontrolliertes Training wichtig. Ein gezieltes Krafttraining für Krebspatienten steigert nicht nur die Muskelkraft und beugt Verletzungen vor, es verbessert ebenso die Körperhaltung und stärkt Knochen, Gelenke und Bänder. Insbesondere Leukämiepatienten können von Krafttraining profitieren: Mit Hilfe des Krafttrainings kann nach der Behandlung die komplette Skelettmuskulatur wiederaufgebaut werden. Gerade am Anfang ist es wichtig, geschultes Fachpersonal wie speziell ausgebildete Trainer oder Physiotherapeuten zu konsultieren, um einen individuellen Trainingsplan zu erarbeiten.

Krafttraining wird mindestens zweimal pro Woche empfohlen, unabhängig davon, in welcher Therapiephase sich Patienten befinden. Dabei muss Krafttraining nicht ausschließlich mit Hanteln durchgeführt werden. Ebenso gut können das eigene Körpergewicht oder elastische Bänder1 als Hilfsmittel verwendet werden. Positive Effekte sind mit Blick auf Fatigue, Lebensqualität und körperliche Funktionsfähigkeit im Alltag zu erwarten.3 Allerdings sollten Patienten mit Kehlkopfkrebs lange Halte- und Pressübungen vermeiden, wie beispielsweise beim Gewichtheben. Sonst besteht die Gefahr, dass sie die eingeatmete Luft nicht halten können, weil der "Verschluss" an der Luftröhre fehlt und es zu Hustenanfällen oder im schlimmsten Fall zum Ersticken führen kann.

Koordinationstraining bei Krebs

Besonders wichtig in der Bewegungstherapie von Krebspatienten ist das sogenannte Koordinationstraining. Koordination ist wichtig für alltägliche Bewegungen. Die wichtigsten koordinativen Fähigkeiten umfassen eine hohe Präzision sowie die Feinabstimmung einer Bewegung mit anderen Bewegungen, kurze Reaktionen auf Signale, räumliche Orientierung, Rhythmus und Balance. Mit dem Alter oder nach einer langen Krankheit wie Krebs nimmt unsere Koordinationsfähigkeit aufgrund von körperlichen Veränderungen und Verschleiß ab. Dies kann dazu führen, dass einfache Aufgaben wie Stehen oder Treppensteigen zu einem Problem werden. Koordinationstraining ist daher wichtig, um das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln aufrechtzuerhalten oder zu verbessern.

Das Training ist einfach im Alltag umzusetzen und kann schon am Tag nach einer Operation begonnen werden, da das Verletzungsrisiko gering ist. Darüber hinaus werden Sie schnell bemerken, dass Sie Fortschritte machen – und das wird Sie anspornen, weiter zu trainieren. Am Anfang werden Sie von einem Physiotherapeuten geleitet, der für Sie einen individuellen Trainingsplan erstellt. Die Vorteile eines Koordinationstrainings sprechen für sich: Es senkt das Verletzungsrisiko, führt zu Energieeinsparungen und Gleichgewichtstraining mindert das Hand-Fuß-Syndrom. Bereits nach einer Woche Training bemerken die meisten Patienten positive Veränderungen.

Es gibt einige Sportarten, die die Koordination fördern und die Sie zu Hause oder mit einer Gruppe üben können: Gymnastik, Tanzen, Tai Chi, Pilates und Aerobic trainieren unsere motorischen Fertigkeiten. Machen Sie die Bewegungsübungen langsam, ohne Eile, und achten Sie darauf, dass Sie die vorgeschriebenen Bewegungen genau ausführen. Ungenaues Trainieren verringert den Therapieerfolg deutlich.

Beweglichkeitstraining bei Krebs

Frau dehnt sich auf dem Boden sitzend

Beweglichkeits- bzw. Flexibilitätstraining ist bei der Rehabilitation von Krebspatienten wichtig, spielt aber neben den anderen Trainingsarten eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch hat eine gute Beweglichkeit viele Vorteile. Flexibilitätstraining verbessert die Arbeit der Muskeln, entspannt und lockert sie und verhindert Fehlstellungen. Es kann auch dem Alterungsprozess entgegenwirken, da es Muskelkürzungen, die häufig mit dem Alter kommen, vorbeugt. Darüber hinaus fördert es den Blutfluss und den Stoffwechsel.

Während der Reha können Sie Ihren Therapeuten bitten, Ihnen Dehnungsübungen zu zeigen, die zu Ihnen passen. Sobald Sie wieder zu Hause sind, können sie leicht in den Alltag integriert werden: Wie wäre es abends mit etwas Stretching vor dem Fernseher oder draußen in Ihrem Garten? Wenn Sie lieber gemeinsam trainiere, können Sie auch gemeinsam mit einem Trainingspartner trainieren. Sind Sie mit Ihren aktuellen Übungen gelangweilt, gibt es eine Vielzahl von Anregungen in Zeitschriften oder im Internet. Eine sehr beliebte Sportart in diesem Feld ist Yoga, das wir im folgenden Absatz vorstellen.

Frau macht Yoga vor einem Sonnenuntergang

Yoga und Entspannungsübungen bei Krebs

Yoga entspannt, mobilisiert, kräftigt die Muskulatur und dehnt sie gleichzeitig. Neben klassischem Yoga steht Patienten auch eine große Palette an Entspannungsübungen zur Verfügung. Qigong beispielsweise reguliert Atmung, Geist, Bewegung und Haltung. Beim Yoga sowie auch Qigong steht die Atmung im Zentrum der Übungen und hilft Patienten, sich selbst und ihren Körper wieder wahrzunehmen. Gerade bei Brustkrebs eignen sich sanfte, fließende Bewegungen, sodass moderate Sportarten wie Tai-Chi, Yoga und Qigong als sehr angenehm und wirkungsvoll empfunden werden.4 Gymnastische Übungen sind auch sehr empfehlenswert für Prostatakrebs-Patienten, da sie die Beckenbodenmuskulatur stärken können.

Ergänzend zu den genannten Sport- und Entspannungsübungen können Autogenes Training sowie progressive Muskelentspannung bei der Therapie unterstützen, Schmerzen, die durch Nebenwirkungen der Krebsbehandlung entstehen, zu kontrollieren. Wie Sie lernen können mit Schmerzen speziell bei Krebs umzugehen, lesen Sie hier und hier.

Gruppen- und Ballsportarten bei Krebs

Mann wirft Korb in Basketball

Männer begeistern sich oftmals für Ballsportarten wie Fußball oder Volleyball. Diese Teamsportarten bringen unter anderem Prostatakrebs-Patienten den Vorteil, dass sie sich nicht vom sozialen Leben abkapseln und sich mit anderen Betroffenen austauschen können.5 Das soziale Miteinander zu festigen ist für Patienten deshalb besonders wichtig. Dabei sollten Patienten jedoch darauf achten, dass man seinen Kampfgeist in Grenzen hält, um die Verletzungsgefahr so möglichst gering zu halten. Das gilt besonders für Patienten nach einer Operation, da Ballsportarten in der normalen Ausführung für das Stoma gefährlich werden können. Sie lassen sich aber verändern und anpassen: Bei Fußball oder Handball kann auf weiche Bälle ausgewichen werden.

Sport und Krebs: Kontakte für Interessierte

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Gruppen, die Sportkurse und Sportarten speziell für die Zeit während oder nach der Krebsbehandlung anbieten. Wenn Sie Interesse haben, können Sie sich über viele verschiedene Bewegungsangebote informieren:

Landessportbünde

Sie sind Ansprechpartner für regionale Angebote zu "Sport nach Krebs". Sie finden sich im Internet unter www.dosb.de

Deutscher Behindertensportverband (DBS)

Sportgruppen für Menschen mit Krebserkrankungen werden über den Deutschen Behindertensportverband (DBS) als Rehabilitationssport angeboten. www.dbs-npc.de

Ärtliche psychosoziale Krebsberatungsstellen

Sie geben Auskünfte zu Sportangeboten. https://www.krebsinformationsdienst.de

Selbsthilfeorganisationen

Sind Sie an Bewegungs- und Sportprogrammen interessiert, können Sie sich zudem an Selbsthilfeorganisationen und Patientenverbände wenden. https://www.krebsinformationsdienst.de

  1. Dimeo, F. C. (2008): Körperliche Aktivität und Sport bei Krebspatienten. Onkologe 14(1),31–37.
  2. https://www.aerzteblatt.de/archiv/63651/Onkologie-Sport-ist-so-wichtig-wie-ein-Krebsmedikament
  3. Fasching, P. A. (2009): Körperliche Bewegung und Sport zur Prävention und Behandlung von Krebskrankheiten. Onkologe 15(7),696–701.
  4. Vadiraja, H. S (2009): Effects of a yoga program on cortisol rhythm and mood states in early breast cancer patients undergoing adjuvant radiotherapy. A randomized controlled trial. Integrative cancer therapies 8(1),37–46.
  5. Bruun, D. M (2014): "All boys and men can play football". A qualitative investigation of recreational football in prostate cancer patients. Scandinavian journal of medicine & science in sports 24(Suppl 1),113–121.

Das könnte Sie auch interessieren