Fürsorge für andere nicht ohne Selbstfürsorge
Die Diagnose Krebs stellt nicht nur das Leben des Patienten auf den Kopf, sondern oft auch das seiner Familie. In schwierigen Situationen sind Betroffene oft auf Hilfe angewiesen. Auch wenn die Pflege und Unterstützung eines Angehörigen viel Wertschätzung zurückgibt, ist sie mit Stressfaktoren verbunden. Es ist daher wichtig, dass Pflegende ein verlässliches Umfeld haben und sich bewusst Zeit für sich selbst nehmen.
Diagnose Krebs: plötzlich soll alles anders werden? Der vertraute Alltag scheint keinen Bestand mehr zu haben. In dieser neuen Situation einen klaren Kopf zu bewahren, scheint für viele Betroffene nahezu unmöglich. Vor allem Angehörige aus dem nahen Umfeld versuchen auf bestmögliche Weise Betroffene zu unterstützen. Dieser Rückhalt ist für den Krebspatienten ein Anker, ein Gefühl von Normalität.
Optimale Pflege nicht ohne Selbstfürsorge
Aber nicht immer können Sie die Hilfe bieten, die Sie sich für Ihren Liebsten wünschen. Verständlicherweise geht die Diagnose auch an Ihnen nicht spurlos vorbei. In stillen Momenten tauchen häufig negative Gedanken und die Frage nach dem „Warum“ auf. Wichtig ist, dass Sie den kreisenden Gedanken nicht zu viel Gewicht beimessen. Sie sollten versuchen, eine gesunde Balance zu finden, um sich nicht zu sehr von der Belastung unter Druck setzen zu lassen. Denn nur wer sich nicht selbst in den Hintergrund stellt, kann auch eine hilfreiche Stütze für seinen Partner, sein Kind, Elternteil oder den guten Freund sein. Insbesondere ausreichend Schlaf sowie eine gesunde und ausgewogene Ernährung sind daher wichtig. Gehen Sie Ihren Hobbies nach und planen Sie sich ganz bewusst Momente der Entspannung ein.
Eine Pause gönnen
Ein Besuch in Ihrem Lieblingscafé, eine Runde Joggen im Park, die lieb gewonnene Massage oder einfach nur ein gutes Buch in der Sonne – nur weil der Tag mehr Herausforderungen als noch vor einiger Zeit bereithält, sollten Sie nicht auf Ihre Momente der Ruhe verzichten. Damit Ihr Leben den gewohnten Rhythmus nicht verliert, probieren Sie doch folgendes:
- Treffen Sie Ihre Freunde: Wenn es schwierig ist, das Haus zu verlassen, laden Sie sie zu sich ein. Kaffee und Kuchen oder gemeinsames Kochen können Ihre Stimmung heben. Falls Sie eine Verabredung außerhalb planen, etwa ein Kinobesuch, sollten Sie für eine zuverlässige Betreuung sorgen, der Sie vertrauen. So können Sie die Auszeit in vollen Zügen genießen.
- Sprechen Sie über Ihre Gefühle: Das macht Sie nicht zu einer Last, sondern gibt Ihren Freunden das Gefühl, dass Sie ihnen vertrauen können.
- Bleiben Sie aktiv. Um zu entspannen eignen sich z.B. Gartenarbeit oder Yoga hervorragend. Aber auch ein Spaziergang kann Wunder wirken.
- Bringen Sie sich selbst zum Lachen. Lachen ist die beste Medizin gegen Stress. Lesen Sie ein aufheiterndes Buch oder schauen Sie Ihre Lieblingskomödie. So haben negative Gedanken keine Chance.
- Wenn der Druck zu groß wird, suchen Sie sich professionelle Hilfe: Sprechen Sie mit einem Psychologen über Ihre Gefühle und Sorgen. Das kann Ihnen neue Kraft und Energie geben, die Sie für eine optimale Unterstützung gut nutzen können.
Verantwortung abgeben
In schwierigen Zeiten können alltägliche Aufgaben ganz schön herausfordernd sein. Die Gewissheit, dass Freunde und Angehörige für Sie da sind, ist viel wert. Sie sollten versuchen, die neu gewonnene Verantwortung mit jemandem zu teilen, um die Last nicht allein zu tragen. Dabei können folgende Optionen hilfreich sein:
- Lernen Sie Verantwortung und Kontrolle abzugeben. Fragen Sie jemanden, ob er z.B. mal das Essen zubereiten kann. Bestimmen Sie eine vertraute Person, die Ihre Kinder betreut, Arztfahrten übernimmt oder sich um finanzielle Angelegenheiten kümmert. Falls es keine Angehörigen im näheren Umfeld gibt, stehen ehrenamtliche Helfer oder Pflegeeinrichtungen unterstützend zur Seite.
- Tauschen Sie sich regelmäßig mit dem verantwortlichen Klinikpersonal aus. Dadurch fühlen Sie sich sicherer und können den Angehörigen bestmöglich unterstützen.
- Nehmen Sie Hilfe von Personen an, die nach Ihnen fragen und sich um Sie sorgen. Erkundigen Sie sich nach einer Selbsthilfegruppe vor Ort oder online und berichten Sie über Ihre Erfahrungen. Diese können für andere ebenfalls eine große Hilfe sein.
Halten Sie regelmäßigen Kontakt zu einem engen Vertrauten. Das kann täglich, wöchentlich oder nach Bedarf sein. Derjenige kann Sie dabei unterstützen gemeinsam die nächsten Schritte zu besprechen und Entscheidungen zu treffen. Außerdem kann er bei Bedarf Informationen an Freunde oder Angehörige weiterleiten
Machen Sie sich die Bedeutung der Pflege bewusst
An manchen Tagen fällt es den Betroffenen schwer „Danke“ zu sagen. Das bedeutet aber nicht, dass sie Ihre Unterstützung nicht wertschätzen. Führen Sie sich vor Augen, warum Sie für Ihren Angehörigen da sind. Das Leben ist auch trotz Krebs wertvoll und hält schöne Momente für Sie, den Patienten, Ihre Familie sowie Angehörige bereit. Machen Sie sich das immer wieder bewusst und ziehen Sie daraus Ihre Kraft und Energie.
Folgende Denkanstöße können Sie motivieren:
- Die Unterstützung oder Pflege einer Person ist eine Leistung von Mensch zu Mensch. Sie erfordert von Ihnen Zuwendung, innere Kraft, Liebe, Vertrautheit, Aufmerksamkeit und ein genaues Gespür dafür, was der Patient braucht. Daher können Sie stolz auf sich sein!
- Sie bauen eine viel intensivere Beziehung zueinander auf und haben die Möglichkeit Wertschätzung zurückzugeben.
- Sie sind ein Vorbild für andere. Sie machen deutlich, dass zwischenmenschliche Werte nicht zu kurz kommen sollten.
Bewahren Sie sich Ihre Lebensfreude. Denn eine positive, optimistische Einstellung zum Leben macht Mut und Hoffnung, sich der Diagnose Krebs mit all seinen Facetten zu stellen!
- National Foundation for Cancer Research, Cancer Caregiving Tips— Real Caregivers Giving Real Advice zuletzt aufgerufen am 21.05.2019 unter https://www.nfcr.org/blog/cancer-caregiving-tips%22%3Ehttps://www.nfcr.org/blog/cancer-caregiving-tips
- Help Guide, Caregiver Stress and Burnout Tips for Regaining Your Energy, Optimism, and Hope zuletzt aufgerufen am 21.05.2019 unter https://www.helpguide.org/articles/stress/caregiver-stress-and-burnout.htm
- Northouse, L.; Katapodi, M.; Schafenacker, A.; Weiss, D.; The Impact of Caregiving on the Psychological Well-Being of Family Caregivers and Cancer Patients, Seminars in Oncology Nursing, Volume 28, Issue 4, November 2012, Pages 236-245