Das Leben nach Prostatakrebs - Umgang mit Ängsten und Depressionen
Eine Krebserkrankung kann viele Männer zunächst aus der Bahn werfen. Egal ob jung oder alt, die Behandlung und die Flut an Informationen können die Betroffenen überfordern. Auch wenn dies der Fall ist, geben viele den starken Mann und verschließen sich vor Freunden und Familie. Ängste und Depressionen sind häufig die Folge. Mit diesem Blogpost möchten wir Ihnen zeigen, dass dies menschlich ist, es aber Möglichkeiten gibt, die einem in einer solchen Situation helfen können.
Für viele ist Krebs das, was sozusagen "die anderen" haben und man selbst rechnet nicht damit, die Diagnose zu erhalten. Doch mit 26% ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern und jährlich trifft es mehr als 63.400 Männer in Deutschland, die mit der Diagnose umgehen müssen.1 Einige können den Krebs besiegen, sehen sich aber anschließend vor große soziale sowie ökonomische Herausforderungen gestellt. Diese wirken sich nicht zwangsläufig auf Ihren Körper aus, können Sie aber psychisch belasten und sich zu schwerwiegenden seelischen Erkrankungen weiterentwickeln. Deshalb gilt wie bei der körperlichen Erkrankung: sorgen Sie sich um Ihre psychische Gesundheit und reden Sie über Probleme.
"Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt."
John Wayne
Psychische Folgen von Prostatakrebs
Zwar geht jeder Betroffene unterschiedlich mit seiner Erkrankung um, jedoch teilen viele das Schicksal einer tiefgreifenden und lebensverändernden Situation. Dadurch empfinden einige Betroffene Angst oder eine gewisse Niedergeschlagenheit. Die Gründe der Ängste sind sehr vielschichtig: Manche leiden an finanzielle Sorgen und plagen sich mit der Angst, den eigenen Job zu verlieren. Andere haben Furcht vor Einsamkeit oder Isolation. Und auch nach einer erfolgreichen Behandlung ist die Furcht vor dem Wiederkehren der Erkrankung vorhanden. Auch wenn diese Angst eine völlig natürliche Reaktion auf eine Bedrohung ist, kann sie dennoch Ihre Lebensqualität deutlich einschränken und eventuell sogar übermächtigen.
Bei einigen Betroffenen kann auf die Krebstherapie sogar eine Depression folgen. Als Erkrankung des zentralen Nervensystems ist die Depression eine ernstzunehmende Krankheit, die über einen längeren Zeitraum den Patienten psychisch schwer belastet und sich sogar auf den körperlichen Zustand auswirken kann. Neben starken Selbstzweifeln, Hoffnungslosigkeit und einem anhaltenden Stimmungstief können durch die Depression Schwindel, Schlafstörungen oder Schmerzen am Körper entstehen.
Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Angstzustände oder eine tiefe Bedrücktheit greifen massiv in Ihren Alltag ein, könnte es sich um eine Depression handeln. Sollten Ihnen einige der folgenden Symptome an Ihnen bekannt vorkommen, ist es ratsam, sich einem fachlichen Experten, wie einem Psychiater oder Psychotherapeuten, anzuvertrauen:
- Keine Energie, Müdigkeit
- Schlaflosigkeit
- Depressive Stimmung, z.B. hoffnungslos, traurig, niedergeschlagen
- Verlust der Freude in alltäglichen Situationen
- Verminderte Denk- oder Konzentrationsfähigkeit
- Vermehrt Suizidgedanken oder Gedanken an den Tod
Depressionen nach Krebs: Hilfe suchen
Da nicht jede Niedergeschlagenheit oder Konzentrationsschwäche sofort auf eine Depression hinweist, ist es wichtig, Schwierigkeiten im Alltag offen anzusprechen. Ratsam ist es auf jeden Fall, dass Sie sich Ihrem behandelnden Arzt anvertrauen. Dieser kann Ihnen auf dem Weg der körperlichen und seelischen Besserung helfen. Aber auch der Austausch mit dem Partner, der Familie oder Freunden kann eine unheimlich wichtige emotionale Stütze sein, um schlechte Gefühle oder Ängste hinter sich zu lassen. Denn auch wenn Sie bisher vieles im Leben alleine erreicht haben, sollte es Ihnen überhaupt nicht unangenehm sein, Hilfe von anderen zu akzeptieren.
"Wenn du deiner Angst einen Namen gibst, verliert sie einen Teil ihres Schreckens."
Helga Schäferling (Sozialpädagogin und Trainerin für Schmerzlinderung)
Die Folgen von Prostatakrebs bewältigen
Für verschiedene Herausforderungen im Alltag gibt es unterschiedliche Strategien, um mit ihnen fertig zu werden. Einige können Sie bereits heute umsetzen, andere benötigen ihre Zeit und jemanden, der Ihnen zur Seite steht. Deshalb passt nicht jede Therapie für alle Betroffenen, jedoch wollen wir Ihnen die Bandbreite an möglichen Optionen zeigen.
- Akzeptieren & darüber reden: Anstatt sich von der Angst überwältigen zu lassen, nachdem Sie belastende Gedanken verdrängt haben, ist der erste und einer der wichtigsten Schritte, diese zu akzeptieren. Führen Sie sich vor Augen, wovor genau Sie sich fürchten. Hierbei können Sie den Partner, Ihre Freunde oder die Familie miteinbeziehen und sich die Sorgen sozusagen von der Seele reden.
- Entspannungstechniken: Um mit den aufkommenden Emotionen und Gedanken fertig zu werden, können Entspannungstechniken helfen. Beispielsweise die progressive Muskelentspannung, bei der Sie durch die bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen eine ganzkörperliche Entspannung hervorrufen. Viele weitere Möglichkeiten wie Atemübungen oder kreative Darstellungen von Emotionen können zu Ihrer innerlichen, wie körperlichen Entspannung führen. Soweit Ihr Körper fit ist, sind sportliche Aktivitäten möglich, wie Spazierengehen, Rad fahren oder weitere, für Sie passende Sportarten, um Spannungen abzubauen. Achten Sie auf Ihren Körper und was Sie bereits leisten können ‚Äî hierbei geht es nicht um Höchstleistungen, sondern um den Abbau von körperlicher wie geistiger Anspannung.
- Sich etwas Gutes tun: Auch wenn Sie durch Ihre Nachsorge noch viel an die Erkrankung denken und sich mit dem Thema auseinandersetzen, nehmen Sie sich eine Auszeit. Machen Sie gerade in schwierigen Momenten genau das, was Sie am liebsten tun. Beispielsweise ein erholendes Bad einlassen, die Zeit im Freien verbringen, ohne einen Blick auf die Uhr oder das Handy zu werfen, oder sogar den lang ersehnten Urlaub antreten. Widmen Sie sich den schönen Dinge in Ihrem Leben und lassen Sie die negativen Aspekte so gut es geht außer Acht.
- Motivation durch neue Ziele: Vielleicht hätten Sie während Ihrer Therapie gerne etwas gemacht, das zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, Sie jetzt aber wieder umsetzen könnten. Setzen Sie sich Ziele, so klein sie auch sind, und feiern Sie kleine Erfolge. Nicht nur bietet sich dadurch die Chance, wieder Neues zu erleben, sondern mehrere positive Erlebnisse zu feiern.
- Die Sexualität ansprechen: Sei es mit Ihrem Arzt, Ihrem Partner oder einem psychotherapeutisch ausgebildeten Experten: sprechen Sie über das Thema, auch wenn es Ihnen unangenehm ist. Zahlreiche Männer leiden unter dem Vorurteil, stark wirken zu müssen oder alles ohne Hilfe zu schaffen. Sollten auch Sie oft daran denken, raten wir Ihnen, diesen Irrgedanken abzulegen. Männer wie Frauen profitieren von der Hilfe des Bekanntenkreises oder eines Experten, der Sie bei psychischen Belastungen berät.
- Professionelle Hilfe nutzen: Vor allem im Falle einer Depression, aber auch wenn Sie mit den alltäglichen Herausforderungen überfordert sind, sollten Sie eine professionelle Hilfe in Erwägung ziehen. Beispielsweise kann eine psychoonkologische Therapie Sie unterstützen. Themen wie die Angst vor dem Tod, Konflikte mit Ihrem Partner oder Probleme im sozialen sowie gesellschaftlichen Bereich in mehreren Sitzungen zu bewältigen. Für einige, die unter einer Depression leiden, kann darüber hinaus auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Die Wirkstoffe des Medikaments können die gestörte Reizweiterleitung im Gehirn, die bei einer Depression auftritt, regulieren. Als erste Anlaufstelle für Bereiche, die nicht zwingend medizinische Themen abdecken, dienen die Krebsberatungsstellen. Sie beraten über Therapiemöglichkeiten nach der Krebsbehandlung, bis hin zu wirtschaftlichen Fragen sowie Sozialleistungen.
- Mit Gleichgesinnten austauschen: So sehr die ärztliche Beratung für Ihr Wohlbefinden sorgt, kann es ganz angenehm sein, sich mit anderen Krebspatienten zu treffen. Dafür gibt es Selbsthilfegruppen, die sich ganz unterschiedlich zusammensetzen: darunter können Gruppen sein, die sich über bestimmte Krebsformen und die Erfahrungen dazu reden oder solche, bei denen Sie sich mit anderen Männern austauschen können. In Selbsthilfegruppen können Sie nicht nur auf die Unterstützung anderer bauen, sondern wertvolle Tipps im Umgang mit Ihrem Alltag nach der Krebserkrankung erfahren.
Selbst aktiv werden
Für welche Therapie Sie und Ihr Arzt sich entscheiden, liegt bei Ihnen. Dennoch ist es wichtig, dass Sie sich im Vorhinein informieren und aktiv handeln. Warten Sie nicht ab und hoffen Sie nicht, dass sich etwas ändert, sondern aktivieren Sie andere und ziehen Sie eine professionelle Hilfe zu Rate. Denn auch wenn Sie das Gefühl haben, in einem langen, dunklen Tunnel festzustecken, könnte Ihnen einer der oben genannten Strategien das Licht am Ende des Tunnels zeigen. Wie auch Ihre körperliche Auseinandersetzung gegen die Krebserkrankung braucht es in manchen Fällen eine ebenso umfangreiche Behandlung der Psyche.
Egal welche Strategie Sie verfolgen: nutzen Sie die verschiedenen Angebote, um nicht nur Nachsorge für Ihren Körper zu tätigen, sondern sich auch um Ihre seelische Gesundheit zu kümmern. Wenn Sie deprimiert sind oder Probleme haben, mit Ihren Ängsten umzugehen, gibt es eine Bandbreite von Möglichkeiten, die Ihnen helfen können. Mit diesem Post wollen wir Ihnen aber ans Herz legen, wie wichtig die geistige Gesundheit ist und wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, um die Herausforderungen nach der Erkrankung zu bewältigen. Informieren Sie sich und entscheiden Sie sich für eine passende Option, um noch weiterhin wertvolle Momente genießen zu können.
- http://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Prostatakrebs/prostatakrebs_node.htm