Leben mit Krebs
Einen neuen Alltag mit der Erkrankung finden
Nach dem Erhalt einer Krebsdiagnose braucht es seine Zeit, bis die Betroffenen und ihre Angehörigen die schockierende Nachricht verarbeitet haben. Sie müssen sich zunächst an die neue Situation und die Herausforderungen gewöhnen, die mit einer Krebserkrankung einhergehen. Zu diesem Prozess der Krankheitsbewältigung gehört unter anderem auch, einen Weg für sich zu finden, um mit dem Krebs zu leben. Lesen Sie hier, was Ihnen im Alltag helfen kann, um die Lebensqualität trotz der Erkrankung wieder zu steigern und wo Sie Unterstützung erhalten können.
Hilfe bei Krebs
Für viele Krebspatient:innen ist es eine große Herausforderung, die mit der Diagnose neu hinzukommenden zahlreichen Arzt- und Behandlungstermine sowie alltägliche Erledigungen unter einen Hut zu bringen. Dabei ist dies oft nicht nur ein zeitliches Problem, sondern hängt auch mit der körperlichen und mentalen Verfassung der Betroffenen zusammen. Die Erkrankung selbst sowie eine Krebstherapie können psychisch sehr belastend sein und zur Folge haben, dass der Körper geschwächt ist. Arbeiten,sich um die Kinder kümmern, einkaufen oder den Haushalt erledigen – das kann für viele Menschen mit Krebs enorm kräftezehrend oder zwischenzeitlich gar nicht möglich sein.
Für die Betroffenen kann es daher sehr sinnvoll sein, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen ehrlich zu kommunizieren und im Austausch mit Freund:innen oder Angehörigen nach geeigneten Lösungen für die Situation zu suchen. Wenn Sie als Krebspatient:in Unterstützung benötigen, sprechen Sie dies ruhig offen an. Es ist kein Zeichen von Schwäche, nach Hilfe zu fragen. Die Personen in Ihrem Umfeld stehen Ihnen sicherlich gerne zur Seite in dieser schwierigen Zeit. Manchmal können es auch bereits kleine Dinge sein, wie die Begleitung zu Arztterminen, die eine große Entlastung für Sie sein können – sei es, weil Sie Ablenkung brauchen oder weil Sie durch Ihre Erkrankung in Ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Leben Sie mit mehreren Personen zusammen, könnten Sie gemeinsam über eine neue Aufgabenverteilung im Haushalt diskutieren. Wenn Sie alleine leben oder keine Unterstützung durch Angehörige oder Freund:innen beim Kochen, Putzen oder Wäsche waschen erhalten, haben Sie die Möglichkeit, eine Haushaltshilfe zu beantragen.1 Voraussetzung dafür ist, dass bei Ihnen kein Pflegegrad 2 bis 5 vorliegt. Auch wenn Sie als an Krebs erkrankte Person ein Kind unter 12 Jahren haben, besteht für Sie die Option eine solche Leistung in Anspruch zu nehmen.1 Erkundigen Sie sich dazu am besten frühzeitig bei Ihrer Krankenkasse. Mehr Infos finden Sie hier: Haushaltshilfe: Unterstützung für Krebspatienten (krebsinformationsdienst.de)
Psychoonkologie: Therapeutische Unterstützung im Alltag
Generell sind Routinen oder regelmäßige Aktivitäten wichtig, um dem Alltag eine Struktur zu verleihen und dadurch Stress zu reduzieren.2 Somit kann es auch für Krebspatient:innen besonders wertvoll sein, sich eine tägliche Routine anzueignen. Fällt es Ihnen aufgrund von Ängsten und Unsicherheiten jedoch schwer, nach der Krebsdiagnose in den Alltag zurückzukehren oder wieder verstärkt am öffentlichen Leben teilzunehmen, so kann eine professionelle psychoonkologische Betreuung hilfreich sein. Eine solche Therapie soll dabei unterstützen, das Leben mit Krebs besser zu bewältigen und Wege zu finden, um bestmöglich durch die Therapie zu kommen.3 Dadurch lernen die Betroffenen wertvolle Strategien zum Umgang mit der Krankheit, die deutlich zur Reduzierung von Alltagsbelastungen beitragen können. Alle wichtigen Informationen zur Psychoonkologie finden Sie in unserem Artikel hier.
Freizeit: Teilnahme am sozialen Leben mit Krebs
Vielen Menschen mit Krebs fällt es nach der Diagnose nicht leicht, weiterhin am sozialen Leben teilzunehmen. Besonders nach chirurgischen Eingriffen oder einer Medikamenten-Behandlung brauchen Betroffene Ruhe und Erholung. Oft geht damit einher, dass sich die Erkrankten zurückziehen. Das ist in einer solchen Situation ganz normal. Daher ist es wichtig, dass Angehörige Verständnis dafür zeigen. Hält dieser Rückzug jedoch über einen längeren Zeitraum an und die Betroffenen werden zusätzlich durch Ängste geplagt, fällt es umso schwerer, wieder in den gewohnten Alltag zurückzukehren.4 Die Deutsche Krebshilfe rät daher dazu, so früh wie möglich wieder an sozialen Aktivitäten teilzunehmen.4 Natürlich muss das nicht gleich ein Konzert oder eine Tanzveranstaltung sein, aber wie wäre es denn mit einem gemütlichen Filmabend unter Freund:innen oder einem kurzen Besuch auf einer Geburtstagsfeier? Vielleicht kommt für Sie auch eine ehrenamtliche Tätigkeit oder das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe infrage.4 Soziale Interaktionen und der Austausch mit anderen Menschen kann ihre Lebensqualität wieder verbessern und dadurch auch Ihren Umgang mit der Krebserkrankung positiv beeinflussen.
Erfahrungsberichte
Für die Betroffenen und ihre Angehörigen nimmt der Krebs in ihrem Alltag sehr viel Raum ein. Ständige Arzt- und Untersuchungstermine, Krankenhausaufenthalte sowie die Angst vor dem Verlauf der Behandlung oder der Erkrankung führen meist dazu, dass der Krebs dauerhaft im Mittelpunkt des Lebens der Erkrankten steht, während andere Themen gänzlich in den Hintergrund rücken. Für viele Menschen ist dies sehr belastend, da sie permanent mit ihrer Diagnose konfrontiert werden und dadurch an Lebensfreude verlieren.
In einem Interview mit der Social-Media-Bloggerin Linda Wagner (@just_inked87), die während ihrer zweiten Schwangerschaft mit Brustkrebs diagnostiziert wurde, berichtet sie uns davon, wie wertvoll es für sie war, einen gesunden Ausgleich für sich zu finden. Ihr gelang dies vor allem durch das Vernetzen mit anderen Krebskranken, u. a. auch über soziale Netzwerke. Damit ergab sich für sie die Möglichkeit, sich jederzeit mit Betroffenen über den Krebs und damit einhergehenden Sorgen austauschen zu können, während sie im Umgang mit nicht betroffenen Freund:innen versucht hat, Abstand von dem Thema zu gewinnen und sich anderen, schönen Dingen zu widmen.
Die Brustkrebsbloggerin Nicole Kultau erzählt uns in einem Gespräch, dass ihr ganz besonders die gemeinsamen Unternehmungen mit ihrem Sohn oder mit ihren Freund:innen dabei geholfen haben, während ihrer Erkrankung wieder Kraft zu tanken. Aber auch offene und ehrliche Gespräche können bereits Gold wert sein, um den Kopf freizukriegen.
Ernährungsberaterin und Brustkrebs-Aktivistin Carolin Kotke rät dazu, sich positive Ziele zu setzen, um besser durch die Krebsbehandlung zu kommen: „Wichtig ist es […], realistische Ziele zu haben und diese für sich zu machen und nicht für andere Menschen. Das kann z.B. ein lange unerfüllter Traum wie eine Reise, ein Hobby oder ein sonstiges Ereignis im Leben, welches man bisher vielleicht so vor sich hergeschoben hat, sein.“
Ausgleich schaffen
Vielleicht finden Sie für sich auch eine Strategie oder Aktivitäten, die es Ihnen erlauben, sich ab und zu vom Thema Krebs abzulenken und dadurch etwas unbeschwerter durch den Alltag gehen zu können. Sollte es körperlich für Sie möglich sein, können Sport und Bewegung dabei helfen, den Kopf freizubekommen und gleichzeitig einen positiven Effekt auf den Verlauf der Erkrankung haben. Ein dauerhafter Bewegungsmangel kann laut der Deutschen Krebshilfe dagegen das Risiko für Folgeerkrankungen erhöhen.4 Für Krebsbetroffene besteht daher die Option, Rehasport über die Krankenkasse zu beantragen.5
Aber auch körperlich weniger anstrengende Beschäftigungen wie Musik hören oder selbst musizieren können eine sinnvolle Routine sein, um auf andere Gedanken zu kommen und besser mit dem Leben mit Krebs umzugehen. Auch eine Musiktherapie kann ein guter Ausgleich für die körperliche und mentale Belastung sein, die durch die Erkrankung entsteht. Gleiches gilt auch für andere künstlerische Therapien oder eine Kunsttherapie, die Patient:innen bei der Krebsverarbeitung unterstützen und somit die Lebensqualität steigern können.6
Quellen
- https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2021/news037-pressemitteilung-haushaltshilfe-bei-krebs.php
- https://www.stern.de/gesundheit/routine--warum-sie-so-wichtig-ist-und-stress-reduzieren-kann-31805374.html
- https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/psychoonkologie.php
- https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/mit-krebs-leben/
- https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2019/fk21-rehasport-bei-krebs.php
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/alltag-mit-krebs/lebensqualitaet.html